Fehlfunktionen der Schilddrüse: Ursachen, Symptome und innovative Therapieansätze
Die Schilddrüse, ein kleines, schmetterlingsförmiges Organ im Hals, spielt eine entscheidende Rolle für den Stoffwechsel und die Energieproduktion des Körpers. Sie produziert Hormone, hauptsächlich Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3), die zahlreiche Körperfunktionen beeinflussen, darunter Herzfrequenz, Körpertemperatur, Gewichtsregulation und Stimmung. Eine Fehlfunktion der Schilddrüse, sei es eine Überfunktion (Hyperthyreose) oder eine Unterfunktion (Hypothyreose), kann zu einer Vielzahl von gesundheitlichen Problemen führen. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen und Symptome von Schilddrüsenfehlfunktionen, den Einfluss von Entzündungen, oxidativem Stress, Nährstoffmangel, chronischem Stress und mitochondrialer Dysfunktion auf die Schilddrüsenfunktion und untersucht die Rolle der IHHT Therapie als potenziellen Behandlungsansatz.
Ursachen von Schilddrüsenfehlfunktionen
Hyperthyreose:
Morbus Basedow: Eine Autoimmunerkrankung, bei der Antikörper die Schilddrüse stimulieren und zu einer Überproduktion von Schilddrüsenhormonen führen. (1)
Autonome Adenome: Knoten in der Schilddrüse, die unabhängig von der normalen Regulation Schilddrüsenhormone produzieren. (2)
Schilddrüsenentzündung (Thyreoiditis): Eine Entzündung der Schilddrüse, die vorübergehend zu einer Freisetzung von Schilddrüsenhormonen und damit zu einer Hyperthyreose führen kann. (3)
Hypothyreose:
Hashimoto-Thyreoiditis: Eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem die Schilddrüse angreift und zerstört, was zu einer Unterfunktion führt. (4)
Jodmangel: Jod ist essentiell für die Produktion von Schilddrüsenhormonen. Ein Mangel kann zu einer Hypothyreose führen. (5)
Medikamente: Bestimmte Medikamente, wie z.B. Lithium, können die Schilddrüsenfunktion beeinträchtigen. (6)
Operationen oder Radiojodtherapie: Nach einer Schilddrüsenoperation oder Radiojodtherapie kann es zu einer Hypothyreose kommen. (7)
Symptome von Schilddrüsenfehlfunktionen
Hyperthyreose:
Gewichtsverlust trotz gesteigertem Appetit
Nervosität, Unruhe, Zittern
Herzrasen, Herzrhythmusstörungen
Hitzewallungen, Schwitzen
Schlafstörungen
Muskelschwäche
Durchfall
Hypothyreose:
Gewichtszunahme
Müdigkeit, Antriebslosigkeit
Kälteempfindlichkeit
Verstopfung
Trockene Haut, Haarausfall
Depressionen
Konzentrationsstörungen
Einfluss von Entzündungen und oxidativem Stress
Niederschwellige Entzündungen und oxidativer Stress spielen eine wichtige Rolle bei der Entstehung und dem Verlauf von Schilddrüsenfehlfunktionen. (8) Bei der Hashimoto-Thyreoiditis beispielsweise greift das Immunsystem die Schilddrüse an und verursacht chronische Entzündungen. (9) Oxidativer Stress, ein Ungleichgewicht zwischen freien Radikalen und Antioxidantien, kann die Schilddrüsenzellen schädigen und die Hormonproduktion beeinträchtigen. (10)
Nährstoffmangel und Schilddrüsenfunktion
Ein Mangel an bestimmten Nährstoffen kann die Schilddrüsenfunktion negativ beeinflussen:
Jod: Wie bereits erwähnt, ist Jod essentiell für die Hormonproduktion. (11)
Selen: Selen ist ein wichtiger Bestandteil von Enzymen, die an der Umwandlung von T4 in T3 beteiligt sind. (12)
Eisen: Eisenmangel kann die Jodaufnahme und die Schilddrüsenhormonproduktion beeinträchtigen. (13)
Zink: Zink spielt eine Rolle bei der Schilddrüsenhormonproduktion und -regulation. (14)
Vitamin D: Vitamin D-Mangel wird mit einem erhöhten Risiko für Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse in Verbindung gebracht. (15)
Antioxidantien: Niederschwellige Entzündungen und freie Radikale sollten reduziert werden um die Schilddrüsenfunktionen zu verbessern zum Beispiel durch die Verwendung von Astaxanthin und Kurkuma.(28)
Umwandlung vom inaktiven T4 Hormon in das aktive T3 Hormon
T4 (Thyroxin) ist das Speicherhormon der Schilddrüse. Es muss im Körper in das aktive Hormon T3 (Trijodthyronin) umgewandelt werden. Diese Umwandlung findet hauptsächlich in der Leber, aber auch in anderen Geweben wie Nieren, Gehirn und Darm statt.
Nährstoffe, die die Umwandlung von T4 in T3 verbessern
Selen: Selen ist ein essentieller Bestandteil des Enzyms Deiodinase, das die Umwandlung von T4 in T3 katalysiert. (30)
Zink: Zink ist ebenfalls wichtig für die Deiodinase-Aktivität. (28)
Eisen: Eisenmangel kann die Schilddrüsenfunktion beeinträchtigen und die Umwandlung von T4 in T3 hemmen. (29) Gemäss Cohen (28) sollte der Ferritinwert bei 70-90 liegen.
Vitamin B12: Vitamin B12 ist wichtig für die Zellteilung und -funktion, einschließlich der Schilddrüsenzellen. (30)
Vitamin D: Vitamin D-Mangel wird mit verschiedenen Autoimmunerkrankungen, einschließlich Hashimoto-Thyreoiditis, in Verbindung gebracht. Eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung kann die Schilddrüsenfunktion unterstützen. (28)
Weitere Faktoren, die die Umwandlung von T4 in T3 beeinflussen
Stress: Chronischer Stress erhöht den Cortisolspiegel, was die Umwandlung von T4 in T3 hemmen kann. (29). Es gibt verschiedene Nahrungsergänzungsmittel, die den Cortisolspiegel reduzieren können. Dazu gehören:
Ashwagandha, Rhodiola rosea, Omega-3 Fettsäuren, Magnesium, L-Theanin
Chandrasekhar et al. (2012) untersuchten die Wirkung von Ashwagandha auf chronisch gestresste Erwachsene. Die Teilnehmer, die Ashwagandha-Extrakt erhielten, zeigten im Vergleich zur Placebogruppe eine signifikante Reduktion des Cortisolspiegels sowie eine Verbesserung der Stresssymptome und der Lebensqualität. (31)
Lopresti et al. (2019) führten eine Meta-Analyse von fünf randomisierten kontrollierten Studien durch und kamen zu dem Schluss, dass Ashwagandha die Cortisolspiegel signifikant senkt und Angstsymptome reduziert. (32)
Rhodiola ist ein weiteres Adaptogen, das traditionell zur Stressbewältigung eingesetzt wird. Studien haben gezeigt, dass Rhodiola die Cortisolspiegel senken und die Stressresistenz verbessern kann. (33)
Omega-3-Fettsäuren: Omega-3-Fettsäuren, die in fettem Fisch und Fischöl vorkommen, haben entzündungshemmende Eigenschaften und können dazu beitragen, die Cortisolspiegel zu senken. (34)
Magnesium: Magnesium spielt eine wichtige Rolle bei der Stressreaktion des Körpers. Ein Magnesiummangel kann zu erhöhten Cortisolspiegeln führen. (35)
L-Theanin: L-Theanin ist eine Aminosäure, die in grünem Tee vorkommt. Es hat eine beruhigende Wirkung und kann den Cortisolspiegel senken. (36)
Medikamente: Bestimmte Medikamente, z. B. Betablocker oder Corticosteroide, können die Umwandlung von T4 in T3 beeinträchtigen. (30). Ebenfalls können die Antibabypille, Lithium, Corticosteroide, Antiepileptika die Umwandlung beeinträchtigen. (28)
Krankheiten: Chronische Erkrankungen, wie z. B. Diabetes oder chronische Entzündungen, können die Schilddrüsenfunktion und die Hormonumwandlung beeinflussen. (28)
Mikrobiom: Im Darm findet etwa 20% der T4-zu-T3-Umwandlung statt. (28) Ein Ungleichgewicht der Darmflora kann diese Umwandlung beeinträchtigen. Die Einnahme von Probiotika kann helfen, die Darmflora zu verbessern und die T4-zu-T3-Umwandlung zu unterstützen. (29)
Chronischer Stress und Schilddrüsenfunktion
Chronischer Stress kann die Schilddrüsenfunktion über verschiedene Mechanismen beeinflussen. Stresshormone wie Cortisol können die Schilddrüsenhormonproduktion hemmen und die Umwandlung von T4 in T3 beeinträchtigen. (16) Darüber hinaus kann Stress das Immunsystem aktivieren und Entzündungen fördern, was bei Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse problematisch sein kann. (17)
Mitochondriale Dysfunktion und Schilddrüsenfunktion
Mitochondrien sind die Kraftwerke der Zellen und spielen eine wichtige Rolle bei der Energieproduktion. Eine mitochondriale Dysfunktion, also eine Störung der Mitochondrienfunktion, kann die Schilddrüsenfunktion beeinträchtigen. (18) Schilddrüsenhormone regulieren die mitochondriale Aktivität und die Energieproduktion. (19) Umgekehrt kann eine mitochondriale Dysfunktion die Schilddrüsenhormonproduktion und -wirkung stören. (20)
Schilddrüsenfehlfunktion ohne auffällige Blutwerte
Es ist möglich, an einer Schilddrüsenfehlfunktion zu leiden, ohne dass dies im Bluttest über TSH, T3 und T4 eindeutig nachweisbar ist. Dies liegt daran, dass die Schilddrüsenhormone im Blut nur einen Teil der komplexen Schilddrüsenfunktion widerspiegeln. (21) Andere Faktoren, wie z.B. die Umwandlung von T4 in T3 in den Geweben, die Schilddrüsenhormonrezeptoren und die mitochondriale Funktion, spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. (22)
IHHT Therapie als Behandlungsansatz
Die Intermittierende Hypoxie-Hyperoxie-Therapie (IHHT) ist ein innovativer Therapieansatz, der auf dem Prinzip des Höhentrainings basiert. Patienten atmen abwechselnd sauerstoffreiche (hyperoxic) und sauerstoffarme (hypoxic) Luft ein. Dies stimuliert die Mitochondrienfunktion und fördert die Regeneration von Zellen. (23)
IHHT und Schilddrüsenfunktion:
Die Therapie mit IHHT kann die Schilddrüsenfunktion in vielerlei Hinsicht positiv beeinflussen.
Reduktion von oxidativem Stress: IHHT kann die antioxidative Kapazität des Körpers erhöhen und oxidativen Stress reduzieren. (24) Dies könnte die Schilddrüsenzellen vor Schäden schützen und die Hormonproduktion verbessern.
Verbesserung der Mitochondrienfunktion: IHHT stimuliert die Mitochondrienbiogenese, also die Bildung neuer Mitochondrien, und verbessert die Mitochondrienfunktion. (25) Dies könnte die Energieproduktion in den Schilddrüsenzellen steigern und die Hormonproduktion unterstützen.
Modulation des Immunsystems: IHHT kann das Immunsystem modulieren und Entzündungen reduzieren. (26) Dies könnte bei Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse wie Hashimoto-Thyreoiditis von Vorteil sein.
Verbesserung der Stressresistenz: IHHT kann die Stressresistenz des Körpers erhöhen und die negativen Auswirkungen von chronischem Stress auf die Schilddrüsenfunktion reduzieren. (27)
Fazit
Fehlfunktionen der Schilddrüse sind weit verbreitet und können zu einer Vielzahl von gesundheitlichen Problemen führen. Neben den klassischen Ursachen wie Autoimmunerkrankungen und Jodmangel spielen auch Entzündungen, oxidativer Stress, Nährstoffmangel, chronischer Stress und mitochondriale Dysfunktion eine wichtige Rolle. Die IHHT Therapie bietet einen vielversprechenden Ansatz zur Behandlung von Schilddrüsenfehlfunktionen, indem sie oxidativen Stress reduziert, die Mitochondrienfunktion verbessert und das Immunsystem moduliert.
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